Über 4 Jahre ist es nun schon her, als ich mich mit dem Rad auf meinen vermeintlichen Selbstfindungs-Trip gemacht hatte. Gefunden hatte ich mich damals natürlich nicht, aber dafür Lars, der mich in so mancher schwachen Stunde im wahrsten Sinne des Wortes „durchgebracht“ hat, ohne ihn wäre ich wahrscheinlich auf dem sogenannten „Selbstversorgerrennen Trans Germany“ kläglich gescheitert
Facts
Einen Monat Vorbereitungszeit, einen ausfüllenden fulltime Job, keinen Plan von der notwendigen Ausrüstung, keinen Plan von dem Weg, geschweige ein fahrbereites Rad, aber immerhin schon einmal 25km E-Bike Training dieses Jahr.
Selbstredend kann ich natürlich außer ein paar unseriösen Worten aus meiner pubertären Sturm & Drangzeit kein Französisch und noch weniger Spanisch. Dafür kann ich aber Englisch – das keiner versteht.
Also – Alles klar auf der Andrea Doria…
Der Weg ist das Ziel
Akuell ist der Plan ab 24.4.2023 Richtung Spanien Santiago d.C. aufzubrechen.
Inspiriert haben mich Zeichen, die mich immer wieder mal auf meinen (Rad)Wegen durch Bayern und Schwaben begleitet haben. Nach Recherche habe ich Pfarrer Nitz ausfindig gemacht, der sich für die Markierung der Jakobswege mit seinem Team verantwortlich zeichnet. Ein wunderbarer Mensch mit einer wunderbaren Aufgabe.
Pfarrer Nitz und sein charmanter Bericht zum Radpilgern, hier als PDF Datei zum Download:
Radpilgern als spirituelle Erfahrung (PDF)
Ausrüstung
Dabei sein wird mein fast 20 Jahre altes Cube Outback Crossrad mit 3×9 Schaltung, welches mich ja auch schon früher auf meinen meisten Rad-Reisen begleiten durfte. Keine gute Idee, bei den Pässen? Vielleicht.
Angedacht ist, mit minimalistischem Gepäck in Bikepacking-Manier loszuradeln, also kleines Zelt, Isomatte und nur die allernötigsten Klamotten. Vielleicht keine guter Plan, in Anbetracht meiner Kondition und den extremen Wetterverhältnissen die es auf dieser Strecke geben kann
Der Versuch sich vorzubereiten
12.3.2023
Die Idee ist geboren und die Recherche im Internet beginnt. Kontakt mit Pfarrer Jürgen Nitz von https://www.radpilgern-bayern.de/ aufgenommen. Es entsteht sofort ein reger Mailwechsel und ein sehr nettes Gespräch. Ich bin begeistert, obwohl es mir im Dialog schnell dämmert, dass ich mit meiner untrainierten Plauze bestenfalls die Butter vom Brot ziehen kann
15.3.2023
Versuch im Fernreise Rad-Forum mehr Infos zu meinem planlosen Unterfangen einzuholen. Meinem Chef offenbart, das ich kurzfristig 5 Wochen Urlaub brauche. (Geplant waren 4 Wochen, aber dieser Zahn wurde mir von allen Befragten als allererstes gezogen)
16.3.2023
Urlaub genehmigt. Mein Umfeld versucht mal wieder, mich von dieser aberwitzigen Idee abzubringen. 10000mAh Powerbank mit 5W Solarlader wurde geliefert
Aus dem Fernreise-Forum melden sich viele nette Leute und geben mir gute Tipps und vor allem etwas Hoffnung 🙂
18.3.2023
Franz vom Radel-Forum meldet sich bei mir, er hat ähnliches vor und wird auf seinem Blog http://grossefreiheit2022.de ebenfalls von seiner Tour berichten. Wir vernetzen uns über Komoot und ich komme mir irgendwie klein mit Hut vor. (Aber dafür immerhin etwas Dickmopsig)
23.3.2023
In Kaufering von Pfarrer Jürgen Nitz und ADFC Landsberg Legende Ottmar Schmitz in einem Vortrag wunderschöne Impressionen über deren Fahrrad-Reise nach Santiago d.C. mitgenommen. Dabei Franz kennengelernt und missbilligend festgestellt, das ich gegen ihn aussschaue wie der Esel von Don Quichotte
25.03.2023
E-Bike ade! Nochmals ein letztes Foto, wie es mal als E-Bike war…
Beim umbauen der Schwalbe Marathon Plus Bereifung auf meinen gebraucht gekauften 120€ Laufradsatz habe ich gleich den neuen Schlauch kaputt gemacht…
Unplattbar? Geht nicht? Geht doch, aber nur mit Marci
Ein Wink von oben?
27.03.2023
Viele Leute meinen es echt gut mit mir und geben mir wirklich viele gute Ratschläge, was mich wirklich sehr rührt. ADFC Erding hat sich gemeldet und stellt mir evtl. ein paar GPX Tracks zur Verfügung
Die superleichte kompakte Isomatte, eine Stirnlampe und ein 33W Lader mit USB A und USB C ist angekommen..
Nachdem ich langsam realisiere, wieviel Zeit ich wohl kaputt mache, wenn ich von zuhause losfahre, ist aktuell eine Überlegung, die Schweiz wegen Zeit und astronomischen Campingplatzgebühren byzupassen und mit dem Zug von München aus irgendwie an den Anfang des französischen Jakobsweg aufzuschliessen.
28.03.2023
Pfarrer Nitz hat mir heute die GPX Daten für Starnberg -> Lindau und Teile der Schweiz zukommen lassen. Diese muss ich erst einmal in Garmin Basecamp oder Garmin Explore importieren und zusammensetzen um mir ein Bild zu machen, wie es dort auf dem Weg durch die Schweiz ggf. mit Campingplätzen ausschaut.
Ein Geheimtipp ist die App „Archies Camping“ https://play.google.com/store/apps/details?id=jahdroid.archies&hl=de&gl=US die es sowohl für Android wie auch Apple IOS gibt.
Weiter hat er mir gleich eine hilfreiche Information weitergegeben: In der Schweiz kann man nur mit dem Schweizer Pilgerpass auch vergünstigt übernachten. Der Pilgerpass kann in der St. Gallen Pilgerherberge in SFr erworben oder im Internet über www.pilgerpass.ch bestellt werden.
01.04.2023
Flixbus gebucht! Am 24.4. geht es nachts nach Genf. Wenn man im Flixbus halbwegs gut schlafen kann geht es am nächsten morgen auf die Reise 🙂 Nachdem ich ja mehr oder weniger keine geografischen Qualitäten besitze, mach ich es nach meinem altbekannten Motto: Lebe glücklich lebe froh, wie der Mops im Haferstroh… Sprich: Folge den Leuten die das besser können. Also hänge ich mich an Franz, der knapp 2 Wochen früher startet und sicherlich einen Plan hat 🙂 https://grossefreiheit2022.de/jakobsweg2023/ Heute bin ich zumindest mal dazu gekommen, den Platten vorne zu beheben, es geht also voran 🙂
06.04.2023
Ich war heute Abend in einem Anflug von manischer Kauflust bei Decathlon und habe „Gefühlt“ den halben Laden leergekauft.
<- Wahrscheinlich hatte mich dieser gutausehende div mit seinem Waschbrettbauch dazu animiert.
Zuhause angekommen hab ich bei der Anprobe dann die Realität betrachtet und nur einen mopsigen Esel im Spiegel vorgefunden…
Ich bin doch immer wieder überrascht, wie wenig in (an) mein Fahrrad ranpasst. Ich glaube gestern war eher ein histrionischer Anflug von Kauflust und in dieser Phase hab ich nicht an ein Fahrrad, sondern an einen LKW gedacht.
07.04.2023
Zumindest habe ich heute schonmal eine Probefahrt mit meinem Fahrrad-Setup von 5km gemacht 🙂 (Mehr war irgendwie nicht drin)
08.04.2023
Frankreich und Spanien: Warnweste, Reflektoren, Helmpflicht..
Uhh,Wie übel! Das ich dass noch nach 40 Jahren Radfahren erleben darf.
Da muss ich wohl meinen vor 5 Jahren – in einer moralischen Umnachtung – bei Aldi gekauften und nie angezogenen Fahrrad-Helm doch noch aus der Kiste rausziehen 🙁
Hier Original Marci with Schlapphut um 2020 auf dem Bodensee-Königssee Radweg.
Schön waren die Zeiten – Mein geliebter Schlapphut – Du warst mir immer ein steter und treuer Begleiter (snief)
23.04.2023
Die Abreise verschiebt sich voraussichtlich auf Donnerstag.
Es ist in letzter Zeit einfach zuviel liegen geblieben, die Küche und das Wohnzimmer stehen noch nicht (wieder), der Garten ist nicht gemacht und das Fahrrad hab ich auch noch nicht komplett umgebaut, geschweige den die Klamotten gepackt und zumindest mal eine Testfahrt gemacht 😉 Vielleicht soll es nicht so sein – wer weiß 😉
29.04.2023
Heute geht die Reise endlich los. Ein weiteres Mal hätte ich die Reise aber nicht mehr verschoben. Die 7km nach Tutzing zur S-Bahn haben mich gleich so richtig fertig gemacht. Immerhin habe ich mich dieses Jahr schon gesteigert. Zu meinen 25km Ebike ^Training^ kommen heute schonmal 7km ^normales Radeln^ dazu.
Bis gestern war trouble zuhause und es war bis heute morgen nicht klar ob ich überhaupt loskommen würde. Also heute morgen angefangen, die Bude wetterfest zu machen, Sachen packen und jetzt sitze ich in der S-Bahn zum Flixbus, der mich hoffentlich mitnimmt nach Leon.
Ja genau richtig gelesen – Next Stop ist Leon. (Und ich kann nicht mal vernünftig Entschuldigung auf Französisch sagen)
21:00 Uhr: Nachdem noch der Zoll im Bus war und es etwas Gerangel gegeben hat, gibt es jetzt mehr Platz für alle, nur nicht auf meiner Seite 🙁 Dafür riecht es etwas streng, so ähnlich, wie auf dem Oktoberfest an der ein- oder anderen Ecke, das hält immerhin die Nase frei. Das Ambiente im Doppeldecker- Flixbus unten direkt hinter den Fahrersitzen ist sehr schön mit dem blauen Licht und das monotone Gesäusel des Motors lullt einem auch schön ein, wenn ich dann nur noch wüsste, wie die Riesendogge auf dem 1m Sofa schlafen könnte… Aber es sind ja nur noch 10:30 Stunden bis Lion 😉
Hier geht die Geschichte weiter…