liebe Kollegen und Freunde der Pech und Pannen,
hier ist der 3. Reiseradelbericht mit Onkel Marci und Mr. D in Skandinavien…
Bericht Nr. 1
Hier der erste Teil unseres legendären Expeditionsreiseberichtes ¨Marci on Tour¨ – Aufbruch zum 3. Teil der alljährlichen Skandinavien Radrundreise.
Wieder mit an Board ist natürlich Mr. Incredible, Meister der Navigation, des Bekämpfens von dänischen Felgenkillern (bzw. dessen Auswirkungen) und (fast) immer mein vor mir herfahrender Windschatten.
Hier die technischen Daten meiner Reiseaustattung:
– Fahrrad mit Gepäck ca. 45,5 -50 Kilo Gesamtgewicht
– Ich (zum Zeitpunkt der Abreise) 108kg Lebendgewicht
Die ersten Tage:
Abfahrt München am 08.7.2009
Bisher ereignete sich nichts dramatisches, planmäßige Abfahrt von München mit dem Nachtzug um 19 Uhr Richtung Kopenhagen.
München verabschiedete uns noch mit ein paar Tränen aus der einzigsten Wolke, die uns bis zum Bahnhof begleiten sollte.
Besonderheiten:
Eine Kleinigkeit gibt es doch zu berichten:
Wir hatten in unserem Schlafabteil 2 Damen, die fröhlich Rotwein aus ihren Radelflaschen konsumierten. Als dann irgendwann mal der Zugbegleiter kam und sich die Damen auffällig nach weiteren Reisenden in unserem Schlafabteil erkundigten, schwante uns böses, worauf wir uns kurzentschlossen ins Zugrestaurant verkrümelten, um den angeheiterten Blicken der Damen zu entgehen. Später gesellte sich noch ein weiterer Fahrgast zu uns, was die Situation deutlich entschärfte und uns eine ruhige Nachtruhe – vorsichtshalber ganz oben in den Schlafkojen – ermöglichte.
Am nächsten Morgen um 7:30 sind wir in Kolding (Dänemark) ausgestiegen – 1. Planänderung wegen des Wetters – und haben uns dann Richtung Vejle (mit einigen Ehrenrunden, weil die 2 GPS Systeme anderer Auffassung über den besten Weg waren) durchgeschlagen.
50km, dafür bekommt man wahrlich nicht die Senioren Radeltour- Medaille verliehen…
Nun ja, aber seien wir dem Herrn dankbar, das ich jetzt in meinem Zelt liegen darf, der eisige Wind und die kurzen intensiven Regenschauer draußen bleiben dürfen.
Nebenbei fühlt sich mein Hintern an, wie der Hintern eines Pavians ¨ausschaut¨. Die Sichtkontrolle habe ich bewußt außen vorlassen, um ein Alpenglühen zur später Nachtstunde zu unterbinden – und schon kommt – wie auf den anderen Radeltouren durch Skandinavien die Erkenntnis, das ein All-inkl Angebot auf Mallorca für uns doch die bessere Wahl gewesen wäre. Da erinnere ich mich doch gerne an den weisen Spruch eines Kollegen aus alten Zeiten:
Manchmal verliert man, und manchmal gewinnen die anderen.
Heute war nicht an ein weiterfahren zu denken. Dort wo mein Allerwertester Kontakt mit dem Sitzleder hatte, konnte ich deutlich 2 dicke Schwellungen ertasten. Nicht was ihr jetzt vielleicht denken mögt, es ist schwer zu beschreiben – (hüstel). Auf jeden Fall zogen wir es vor, einen ruhigen Tag in der Stadt Vejle zu verbringen. Und so taten wir das, was wir eigentlich sonst nicht so gern tun:
Shoppen.
Ja, Vejle hat auch eine Fußgängerzone, wo wir mit Shoppen (oder besser gucken) den ganzen Vormittag verbrachten, 3 mal auf und 3 mal ab und immer wieder eine Viertelstunde dazwischen irgendwo unter eine Markise, weil es regnete. Echt verwunderlich, scheint hier niemanden zu stören, die laufen sogar mit T-Shirts im (kalten) Regen rum. Nachmittags sind wir dann in Jensens Böfhus und haben uns das Mittagsmenü gegeben. 250g Steak und ich noch ne dicke Mousse Chocolat hinterher. Dafür haben sie uns auch gleich ordentlich abgeledert, wir haben dafür den Touri-Preis bezahlt, ca. 45€. (Schweinerei)
Anschließend haben wir noch einen Damensattel und einen Magneten für meinen Radkurbel-Sensor gekauft, weil letzteres wohl durch meine dynamische und sportliche Fahrweise (Mr. I.: Angeber) verloren ging. Gegen Abend haben wir dann noch unwissentlich am Stammtisch der Alt-Fußballjugend von Vejle eine Latte geschlürft, worauf diese nach deutsch-dänischer Freundschaft durch ein Bier getauscht wurde. Nebenbei haben wir dann noch viel von der dänischen Fußballmannschaft über Paul Breitner, Uli Höness, Karl-Heinz Rummenigge usw. gehört, weil einer von den Herrschaften dort einst mitgespielt hat. Aus Gastlichkeit kramte ich also meine Erinnerungen von 30 Jahren zuvor hervor, auch wenn sich mein Wissen über Fußball nur aus einstigen Rubbelbildern von Duplos erstreckte, die ich Erstklässern unter fadenscheinigen Schutzgeldforderungen abspenstig machte..
Gegen spät Abend montierte ich dann noch den Damensattel, eine Marci-Spezialkonstruktion für den Magneten, und veränderte die Geometrie des Lenkervorbaus.
Damit sind wir auch schon wieder im jetzt:
23 Uhr, Klamotten nass und muffeln und ich bin in meinem viel zu schweren, bei-Kälte-nicht-wärmenden Synthetik EE09 Schlafsack aus dem Army-Shop in Wildflecken in meinem Zelt. Dafür schwitzt man ordentlich drin, wenn es draußen (oder im Zelt) über 20 Grad hat. Damit wacht man zumindest in der früh auf, wenn die Sonne für 1/4 Stunde aufs Zelt geschienen hat, auch wenn sie danach wieder weg ist und wieder Bofrost Zeiten im Zelt herrschen – nun aber mit nassen Schlafsack. Liegt vielleicht am Klimakterium.. sowas sollen ja Männer auch haben.
Nun geh ich auch schlafen, das rhythmische ¨Grundrauschen¨ aus Nachbars Zelt habe ich mal wieder mit meinem Herzschlag synchronisiert – eine Technik übrigens, die man auch bei Tinnitus anwenden kann, auch wenn dort die Töne meist höher sind und nicht nach finnischen Waldarbeitern bei der Arbeit klingen.
11.07.2009
Heute sind wir um 8:30 Uhr in Richtung Ärhus aufgebrochen, die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Uns kann keiner mehr weismachen kann, das Dänemark überwiegend flach ist. Schließlich wird zwischen Vejle und Arhus nach der Tour de France nochmals eine kleine Etappe der semiprofessionellen Radsportler gefahren. So sind wir heute auch nur 70 Kilometer weit gekommen, haben über 350 Höhenmeter zurückgelegt und ich habe ca. 3500 Kalorien verbraucht. Aufgrund der Strapazen (beinahe tot) habe ich jetzt aktiv die leibliche Versorgung übernommen, damit wir uns nicht nur von Süßigkeiten ernähren und so etwas leistungsfähiger werden.
Anm. v. Mr. I.:
12.07.2009
Aarhus – Hadslund – Campingplatz der Schweizerin
(82 km 400 Höhenmeter !!!)
Geplant waren ca. 50 km von Aarhus Richtung Frederikshavn. Wir sind erst spät von unserem Campingplatz weggekommen, da ich Marcel von dem ständigem Quietschen meiner mechanischen Scheibenbremsen befreien wollte. Räder raus Bremsen gereinigt, Radl aufgepackt und los. Natürlich musste der Berg, der uns gestern eine fantastische Schussfahrt mit Geschwindigkeiten jenseits der 50 beschert hatte, in umgekehrter Richtung erklommen werden.
Und es sollte nicht der einzigste bleiben. Mehrfach mussten Anstiege um die 100 Höhenmeter erzwungen werden. Die Abfahrten waren dafür umso rasanter.
Marcel war hier mit seinem übergewichtigen Kör… äh (nicht hauen) ok ) Fahrrad im Vorteil.
Nach kräftezehrenden 50 km wollte Marcel in Randers keinen Platz aufsuchen sondern zum nächsten Campingplatz weiterfahren.
Ich wär gern hier geblieben und hätte mir gerne weitere 30 km erspart.
Was wir nicht wussten, (ich werde Randers zu meinem Velje Phobie hinzufügen) da die Topologie von Randers der von Velje in nichts nachsteht…
Mittellos, nachdem wir die letzten Kronen vor Stunden in ein Hähnchen investiert hatten und keine Bank aufgesucht hatten fuhren wir der ersten Steigung entgegen, mein Hinterrad verlor immer wieder Mal die Bodenhaftung, da ich so schnell wie möglich unser Ziel erreichen und mein Zelt aufbauen wollte. In einer Tankstelle haben wir unsere letzten Öre für Wasser hergegeben, Marcel sah schon etwas angegriffen aus, was sich auf den weiteren Aufstiegen noch verstärken sollte. Rache ist Süß!
Auf einem Rastplatz gönnte ich ihm eine Verschnaufpause bevor er noch vom Rad fällt.
Dort wurden wir von einen kleinen skandinavischen Unwetter abgekühlt. Noch weitere 10 km Auf und Ab über den Mariager Fjord zum Ziel.
In Hadslund angekommen, spätnachts, organisierte Marcel einen Schlafplatz für uns auf dem Campingplatz. Triefnass wartete ich auf ihn während er mit der schweizerischen Campingplatzbesitzerin flirtete.
Preiswerter wurde es nicht, dafür bekamen wir noch ein paar Brote…
13.07 Hadslund – Aasa
(132 km entfernt von Federikshavn, 72 km Höhenmeter: nicht erwähnenswert, wahnsinnige Durchschnittgeschwingkeit, erreicht man nicht mal in München 🙂
Aber dieser Gegenwind…
Vor der Abfahrt noch ein Frühstuck auf dem Campingplatz, richtiger Kaffee …
Während Marcel telefonische Hilfe für zerstörte Microsoft Systeme am Handy leistete
und unsere Weiterfahrt verhinderte, wünschte ich…
Ich zerlegte noch einmal meine Vorderradbremse, die immer unangenehmere Geräusche von sich gab.
Mit Hilfe des Mechanikerlehrlings Marcel gelang es den Störenfried ausfindig zu machen.
Mit einer kleinen Fähre überwinden wir den Nörresund und fahren weiter Richtung Norden. Die Gegend ist hier touristisch überlaufen, man fühlt sich wie in Italien.
Auf dem ersten Rastplatz erstehen wir Erdbeeren, deren Wassergehalt holländischen Tomaten in nichts nachsteht, vermutlich war die Sonne in letzter Zeit sehr scheu.
Den ersten ausgewählten Campingplatz lassen wir links liegen, Ruhe und Stille ist dort nicht zu finden. Preislich indiskutabel.
Auf einer Rast in der Nähe des Strands holt uns der Regen wieder ein, wo uns vorher die Sonne verwöhnt hat. Das Quitschen meiner Bremsen ist verstummt und nun kann ich nur dem freundlichen Summen meiner Reifen lauschen.
So geht es zum nächsten Campingplatz 12 km weiter nach Aasa, dieser ist nicht viel leiser und liegt nicht einmal am Meer. Aber die Muskelkraft und der Popometer verhindern eine Weiterfahrt.
14.07 Aasa – Frederikshavn (52 km geringfügige kaum errwähnenswerte Anhöhen, Gegenwind…)
Nun haben wir das nächste Ziel erreicht. Ein grosser Fährhafen. Nachdem es nur Nachtfähren von Oslo nach Dänemark gibt ändern wir erneut den geplanten Weg.
Wir entscheiden uns (wobei ich nicht sicher bin ob Marcel nach Ausfall seines GPS die Namen der Städte zu den Ländern zuordnen kann (Pisa Studie ?!) die ich ihm nenne, zuerst nach Oslo mit der Fähre überzusetzen.
Katastrophe !!! Marcel ohne GPS !!! Mein Angebot ihn mein GPS zu überlassen nimmt er nicht an. Die Expedition in das Ungewisse ist in ernster Gefahr.
Garmin Händler in Frederikshavn sind zu später Stunde nicht mehr zu erreichen.
Marcel eine Landkarte aus Papier zu geben und in damit navigieren zu lassen ist wie… Die Himmelsrichtungen auszuwürfeln.
Wir versuchen unsere Fahrkarten nach Oslo im Internet zu bestellen, scheitern aber daran, das das System es nicht vorsieht dass zwei Personen mit zwei Fahrrädern übersetzen wollen.
Auf dem 4 Sterne Campingplatz an dem berühmten ¨Palmenstrand¨ !!! Machen wir uns nach dem Aufbau der Schlafstätte sofort auf dem Weg zum Strand.
Von Palmen erstmal keine Spur, 2000 Meter weiter kann man in der Ferne ein paar kleine Palmen sehen.
Welch eine Enttäuschung der berühmte Palmenstrand der hier so beworben wird, der ist kein Foto wert. Natürlich regnet es mal wieder ein paar Tropfen auf uns herab.
15.07 Frederikshavn – Oslo
Marcel hat es tatsächlich geschafft um 6:00 aufzustehen !
Ich sitzte nun hier in einem gemütlichen Sessel auf der Fähre nach Oslo um diese Zeilen zu schreiben. Marci schnarcht neben mir.
Aus den Lautsprechern kommt seit Stunden nur: ABBA.
Ich überlege mir schon wie ich es schaffen könnte meinen MP3 Player an das Soundsystem anzuschliessen. (Rammstein ?)
Ich werde Marcel dann mal aufwecken und schnell davonlaufen, wenn er diese Zeilen liesst. Ob man sich auf diesen Schiff gut verstecken kann ?
Anm. v. Marci
Wir sind immer noch auf der Fähre. Mit Entsetzen habe ich gerade die Anmerkungen von Mr. I. gelesen. (Jetzt heißt es nicht mehr ¨Mr. I.¨ – aus der Spaß! Frechheit! Auf der 2000m Höhenstrecke über den norwegischen Fjorden werde ich ihn das Fürchten lernen)
Anm. v. Mr. I.: Wenn er da mal den Mund nicht zu voll nimmt. Apropos Mund voll: Nach einer Woche voller kulinarischen Entbehrungen haben wir beim Anblick des Buffets jede Asketische Einstellung verworfen.
Nun sitzen wir beide mit dem Startgewicht wieder auf der Couch und fahren über unsere kugelrund gefüllten Bäuche. Lachs, Kaviar Champagner…
Naja, die Wahrheit: Lachs, Makrele, Krebse, Ködbullar, Salate, Schweinbraten, Frikadellen, Würste, Roastbeef und dann noch herrlichen Mandel und Schokokuchen.
Mal sehen wer zuerst Probleme mit dem Fjord bekommt. Dabei bin ich gar kein begeisterter Bergfahrer sondern mehr auf Geschwindigkeit und längeren Strecken ¨trainiert¨. Berge können gar nicht flach und kurz genug sein.
Anm. v. Marci jetzt habe ich Mr. I. mit einem Stück dicken Schokoladenkuchen außer Gefecht gesetzt. Mr. I. sitzt jetzt lethargisch mit schokiverschmierten Mund neben mir – ich glaube es geht im gerade nicht mehr gut 🙂 Die Berge können kommen 🙂
Ich habe Mr. I. gerade noch offenbart, das wir vielleicht noch Island dranhängen sollten, wenn wir schonmal in der Gegend sind. Sagen kann er gerade nichts, … (Mr. I.: mit schokoverschmierten Finger muss ich mich jetzt wehren. Das kommt davon wenn Marcel kein GPS hat, jetzt denkt er schon Island ist um die Ecke. Viel Spass beim Putzen der Tastatur 🙂
Bericht Nr. 2
Hallo liebe Freunde, Kollegen und Abenteuerlustige,
Hier sind wir wieder mit dem 2. Eskapaden- Bericht unserer Skandinavien Radel- Rundreise.
Aufgrund Ausfall unseres IT-Equipments hat es mal wieder etwas länger gedauert mit dem Bericht.
Um das technische Problem mal kurz auf einen Nenner zu bringen:
Marci:
Garmin Edge 705 GPS und Fahrradcomputer – Totalausfall
Solarc Reisesolarlader – Totalausfall (Seltsam, hat 3 Jahre Wind und Wetter mitgemacht)
Silhouette Brille – Bügel abgerissen (Titan, Weltraumstahl .. jaja, wer´s glaubt)
Mr. I.:
Selbstgebauter Nabendynamo-Lader – tut was er will – nur nicht richtig laden
T-Mobile MDA Vario II – Ladeprobleme
Rückblick der vergangenen Tage:
15.07 Frederiskhavn – Oslo
Wir hatten nach 8 Stunden Überfahrt Oslo wohlbehalten erreicht. Raus aus dem Fährhafen und rauf zu dem Campingplatz.
Genau: ¨Rauf!¨
Der Herr meinte es wohl gut mit uns – und wollte nicht – das wir von unseren asketischen Vorsätzen abkommen. Ich glaube, die Steigung zum Campingplatz waren mehr als 20%. Und so konnten wir nicht – wie es sich für Weltumradler unseres Kalibers gehört – läßig auf den hoch oben liegenden Campingplatz einfahren, sondern müßten eher wie 2 dampfende Lokomotiven mit hochroten Schornsteinen ausgesehen haben.
Also vergesst einfach, was ihr im vorherigen Bericht über Vejle gelesen habt, mit Norwegen und dem anschliessenden Grenzüberschritt nach Schweden wurde uns jegliche Hoffnung auf flaches Terrain genommen. Mr. I.i hat ja schon meine missliche Lage ohne Navi erwähnt, damit ist ja auch der Kalorienzähler und der Höhenmesser ausgefallen. Als dieser noch funktioniert hatte, hatten wir am Schluß pro Tag so ca. 400 Höhenmeter überwunden und ca. 5000 kcal verbraucht. (ich zumindest, da ich ja Mr. Packesel bin und neben der kompletten Küche auch noch alle nautischen und kommunikativen Instrumente mitführe um nicht die Verbindung zur Aussenwelt zu verlieren)
Da ich also kein GPS mehr hatte, haben wir den zweiten Tag in Oslo hauptsächlich damit verbracht, ein neues GPS für mich zu finden.
[Mr. I.]: Ha Packesel… Selbst schuld, wenn man es nach zwei großen Radl-Touren immer noch nicht raushat, was lebenswichtig ist und verdient – mitgenommen zu werden, ausserdem läuft ständig mein Nabendynamo mit, um die Stromversorgung sicher zu stellen.
[Marci] Frechheit. Hat kein Kochgeschirr, keinen Becher, keinen Gasbrenner, kein Messer oder ähnliches, kein Verbandswerkzeug und keine Medikamente, geschweige denn genügend Tüten um auch mal mehr zum Essen mitzunehmen als ein Müsliriegel, oder sein Gepäck wasserdicht zu verstauen, nur eine Trinkflasche und und und … (Hehe, wir werden ja noch sehen, wer besser ausgerüstet ist)
Sodale: Wo waren wir stehen geblieben?
Am 2. Tag in Oslo waren wir (wie schon erwähnt) zu Mr. I.is Leidwesen größtenteils damit beschäftigt, mir ein neues GPS zu kaufen.
[Mr. I.]
Am Weg zum Hafen erwischte ich Marcel dabei, wie er der erst besten Dame liebevoll an den nackten Po grapschte !
(Marci) Mr. I.i hat manchmal den Hang zum übertreiben…
Nach unserer erfolgreichen Oslo Shoppingtour (im übrigen habe ich auch GAS gekauft, damit ich die Verpflegung für Mr. I.i sicherstellen kann) ging es nach einer üblichen Campingplatz-Nacht raus aus Oslo Richtung Göteburg – und wir machten 95km wett.
18.07. Larkollen – Hoysand 59km Höhenmeter: extrem für 2 alte Herren, Regen
Der am abend angefahrene Campingplatz entpuppte sich leider als Privatcamping mitten in der Pampas und der nächste war weit weit weg. Wir durften dann ausserhalb des Geländes unser Zelt aufschlagen, aber…
[Mr. I.]
Laut dröhnende Technomusik und fremdwirkende Nachbarn (etwas unfreundlich). Ich soll aber den Höhepunkt verschlafen haben. Marcel berichtete mir am Morgen, das er an einer großen Party teilnehmen durfte. Und er hat mich nicht einmal geweckt…
(Marci) Hehe, da waren so ein paar halbstarke, die mit kleinen Steinen auf unsere Zelte geschmissen haben. Als ich mich dann aus dem Zelt rausgewurschtelt hatte, um den Angreifern aus dem Hinterhalt aufzulauern (um große Steine (Felsbrocken)) beim nächsten Angriff zurück zu schmeissen) wurde ich von den norwegischen Nachbarn unseres Alters auf ein Bierchen eingeladen. Übrigens war das keine laute Techno Musik, sondern 80er Discomusik und die Nachbarn haben auch so ausgeschaut. Blond, hinten lange Matte, Klamotten aus den 80ern. Nur eben halt auch so alt. Mr. I.i hat übrigens seinen heiligen Walgesängen gefrönt, er war nicht zum Aufwachen zu bewegen, als wir unter Beschuss genommen wurden…
[Mr. I.:]
Am nächsten Morgen roch mein Zelt, als ob jemand dagegen uriniert hätte.
[Marci:] Ich war es nicht – glaub ich zumindest 😉
19.07 Hoysund – Grenzübergang über eine riesige Brücke zu Schweden – Strömstad 45 km – Höhenmeter extrem
22.07 Aufbruch im Regen
Zu Mr. I.is Leidwesen war ich an diesem Morgen zu euphorisch, was das Wetter betraf. Die Nacht hatte es geregnet, Mr. I.is Zelt war nass (Meins auch, aber ich bin härter im nehmen) und so drängte ich zum weiterfahren. Neben einen fluchenden Mr. I.i begleitete mich (uns) auch der Regen fast den ganzen Tag. Ich fand das Insel-Hopping bei Regen eigentlich ganz romantisch und war auch ein bischen stolz, Wind und Wetter erfolgreich zu trotzen. Mr. I.i musste dann die kommende Nacht (erneut fluchend) im Ölzeug (Regenklamotten) schlafen, weil er ja immer nur das ¨Lebensnotwendigste¨ dabei hat..
Mein Zeug war natürlich genauso naß wie seins, aber ich konnte dank Marci-Mac-Gyver Ausbildung aus dem Fernsehen mit Gaskocher, Alukochgeschirrdeckel und Handtuch eine kleine Heizung im Zelt bauen und eine Viertelstunde später war es bei mir angenehm warm und trocken im Zelt.
24.7 Einfahrt in Göteburg
Nach knapp 70km erreichten wir Göteburg. Zelt aufgebaut, geduscht und runter in die Stadt. (jaja, der Campingplatz war schon wieder oben 🙁 )
Ich wollte meine Schandtaten der vergangenen Tage wieder gut machen und Mr. I.i mal so richtig zeigen, wie man einen in Göteburg nachts draufmacht.
Naja, also sind wir abends da unten in der Stadt, an der ¨Ends¨- Partymeile, laufen 2 Kilometer rauf und runter um uns dann letztendlich in ein Pub zu setzen und ein Guniness zu trinken.
Ja – und das wars dann auch schon wieder – danach sind wir etwas angeheitert wieder rauf zum Campingplatz gewatschelt..
25.7. 2. Tag in Göteburg
Heute haben wir hauptsächlich in Göteburg nach einem Optiker gesucht, der mir einen neuen Bügel auf meine Silhouette Brille montieren konnte. (damit ich endlich mal wieder was sehen konnte, der Brillwn-Bügel hatte bei einer rasanten Bergabfahrt mit 55km/h vor ein paar Tagen dem Winddruck nicht mehr standgehalten)
26.7. Weg von Göteburg Richtung Falkenberg
Spät losgefahren, und dóch noch abends kkurz vor Falkenberg angekommen… 114km !! Das ist Rekord der letzten 3 Jahre
27.7.
Wir sitzen leider immer noch hier auf dem Campingplatz kurz vor Falkenberg, ich wollte Mr. I.i nicht nochmals eine Regenfahrt zumuten. Darum bekomm ich auch heute diese Mail raus… 🙂
28.7.
Heute sind wir ca. 80km weit gekommen und sind auf einem 4 Sterne Camping Platz ca. 150km vor Trelleborg mit krasser Kasperle Theater – Nur Schwedisch ;-). Mittlerweile sind wir über 900km geradelt 🙂
Tja, und wie die Zukunft ausschaut, wissen wir noch nicht, am 31.7. geht es nach Hause, aber wie wo und… Keine Ahnung.
Bericht Nr. 3
Nachdem es über Skandinavien ordentlich zuzog, ich mir zu allerletzt noch ein Pedal aufgrund meiner überaus kräftigen Beinmuskulatur an den menschenverachtenden Bergen Schwedens festgefahren hatte, zogen wir es vor, die letzten 100km bis nach Trelleborg mit den „öffentlichen“ zu fahren. Das hat dann quasi so ausgeschaut:
Am morgen um 7:30 aufgestanden, zum Bahnhof gefahren und dann mit Zug und Bus bis nach Trelleborg durchgeschlagen. Um 15 Uhr rauf auf die Fähre nach Rostock, Ankunft um 21 Uhr. Um 22 Uhr mit einem Europcar Mietwagen (VW Touran) Richtung München. Ankunft 7 Uhr in der Früh, Mr. I.i abgeladen, mich abgeladen, Auto abgegeben und fast halbtot ins Bett gefallen. 🙂
Am nächsten Morgen erst mal alles durchgewaschen, alles verstaut und alle Dinge der letzten 3,5 Wochen aufgearbeitet. Mr. I.i kam dann am Nachmittag nochmals bei mir vorbei und hat mir erst mal sündhaft teure „Dirt Bike“ Pedale mitgebracht (geschenkt), die auch übermenschlichen Kräften (sprich meiner Beinmuskulatur) standhalten sollen.
Nachdem ich (beim Versuch, die alten Pedale zu demontieren) erst mal alle meine 15er Schraubenschlüssel kaputt gemacht habe (wahrscheinlich übermenschliche Arm-Muskulatur??), dann auch die Crimp-Zange mit den Zähnen geknirscht hat, aber dieses Dreck…. Teil vom alten Pedal nicht abgehen wollte, konnte nur noch der Flux herbeigeholte Schneidbrenner helfen. Nun sind diese verdammt (gei..) breiten Dirt Bike Pedale auf meinem Fahrrad und schauen natürlich aus, als können sie den Kräften meiner Plattfüße standhalten…
(Bisher haben alle Pedale max 1000km gehalten, dann waren die Lager festgefressen)
Apropos: Plattfüße.. Hab ich euch schon mal die Geschichte erzählt, wo ich am Strand entlang lief und ein Kleinkind hinter mir seine Mutter fragte, was für ein Tier solche Abdrücke im Sand hinterlassen hätte? (Frechheit) Naja, ist ne andere Geschichte 🙂
Fazit: Ich habe es tatsächlich geschafft, mal wieder unter 100kg Lebendgewicht zu kommen, Mr. I. hat sogar noch mehr als 8kg abgenommen. Wir sind beinahe 1100km gefahren und es ist ziemlich viel kaputt gegangen… 😉
Der defekte Garmin GPS und der Solarlader sind schon verpackt und wegsendebereit – man(n) muß ja für das nächste Abenteuer gewappnet sein 🙂
Ich danke euch für die vielen netten Worte und Tips per Email und hoffe, von euch auch mal wieder dramatische Reiseberichte zu empfangen 🙂